1. Vorwort
Die aktuelle Veränderung des weltweiten Klimageschehens sorgt auch in Deutschland zunehmend für ansteigende Temperaturen. Besonders in den Sommermonaten steigen die Temperaturen auf neue Höchstwerte. Nicht nur die steigenden Höchstwerte, sondern die andauernden Hitzewellen sind besonders Belastend und führen zu einem enormen Anstieg des Risikos von Gesundheitlichen beeinträchtigen. Daher ist es in unseren Einrichtungen besonders wichtig darauf zu achten das Raumklima für die uns anvertrauten Bewohner*innen so angenehm wie möglich zu halten.
Ältere Menschen sind durch die steigenden Temperaturen besonders gefährdet.
2. Ziele
- Alle Mitarbeiter*innen sind mit dem Verfahren vertraut und setzen die Inhalte um.
- Alle Mitarbeiter*innen erhalten haben Planungssicherheit für ihr Handeln und können bei Unsicherheit die genaue Vorgehensweise nachlesen.
- Alle Bewohner*innen sind weitestgehend geschützt. Risiken sind vermindert.
3. Risikobewertung
Risikobewertung:
Von Wärmebelastung sind alle Menschen betroffen. Die thermoregulatorische Beanspruchung des Organismus, also alle Mechanismen des menschlichen Körpers zur Aufrechterhaltung einer konstanten Körperkerntemperatur von etwa 37°C, ist an heißen Tagen besonders hoch. Wie gut Personen die Hitze verkraften, hängt stark vom jeweiligen körperlichen Befinden ab.
Besonders Betroffen sind Personen mit einer eingeschränkten Anpassungskapazität:
- Ältere Personen (>65 Jahre)
- Pflegebedürftige
- Personen mit chronischen oder akuten Erkrankungen, z.B.:
- Herz-/Kreislauferkrankungen, Atemwegserkrankungen, Diabetes, Demenz
- Über-/Untergewicht
- Psychische Erkrankungen
- Suchtkrankheit (z.B. Alkohol, Drogen, Koffein)
- Menschen mit bekannten Störungen der Hitzeanpassung
- Einnahme bestimmter Medikamente
- Fieber, Durchfall, Erbrechen
- Personen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen
4. Regelungen
Die aktuelle Wetterlage wird in den Einrichtungen im Rahmen der Frühbesprechungen besprochen. Die Einrichtungsleitungen geben die notwendigen Interventionen bei Bedarf täglich weiter. Alle Mitarbeiter*innen beobachten, bezogen auf die aufgeführten Symptome, die Bewohner*innen.
- Akute Symptome und Interventionen bei Bewohner*innen
Exsikkose (Austrocknung)
- Schwitzen oder zu geringe Flüssigkeitszufuhr führt zu spürbarem Wassermangel im Körper
- Symptome: Durst, trockene Haut und Schleimhaut, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Lethargie/Verwirrtheit, wenig und stark konzentrierter Urin, Verstopfung, Muskelkrämpfe
- Hilfe:
- Viel trinken
- Wasserhaltige Nahrung essen
- Elektrolyte (Mineralstoffe) zu sich nehmen, z.B. grünes Gemüse, Erdnüsse, Mandeln, Eier, Käse, Kochsalz (normal gesalzene Speisen)
Hitzeausschlag
- Schweiß kann nicht ausreichend verdunsten (durch z.B. zu enge Kleidung) und verstopft die Poren.
- Symptome: Roter, juckender Ausschlag an Gesicht, Hals, Brustbereich, Leiste, Hoden
- Hilfe:
- Schwitzen minimieren (Schatten, klimatisierte Umgebung), betroffenen Bereich trocken halten
- Kühl duschen
- Leichte, weite Kleidung tragen
- Bei starkem Juckreiz: Salben oder Gels mit Zink oder Kieselerde
Hitzeerschöpfung
- Erhöhter Flüssigkeitsverlust durch starkes Schwitzen führt zu niedrigerem Blutvolumen und dadurch Absinken des Blutdrucks. Gleichzeitig steigt die Körpertemperatur.
- Symptome: Starker Durst, Schwäche, kalte feuchte Haut, niedriger Blutdruck bei hohem Puls, schnelle schwache Atmung, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schwindel, Abgeschlagenheit
- Hilfe:
- Schatten bzw. kühle Orte aufsuchen
- Reichlich trinken
- Abkühlen
- Wenn Symptome länger als eine Stunde anhalten oder die Körpertemperatur über 38°C steigt, Arzt/Ärztin konsultieren
Hitzekollaps
- Blutgefäße in Armen und Beinen weiten sich, dadurch sinkt der Blutdruck. Das Gehirn wird schlechter durchblutet.
- Symptome: Bewusstlosigkeit, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Schwindel, Übelkeit, Wärmegefühl, Durst, trockene Schleimhäute, zunächst Hautrötung und starkes Schwitzen, dann Blässe und kalter Schweiß
- Hilfe:
- Sofort Rettungsdienst rufen! (112)
- Schatten bzw. kühle Orte aufsuchen
- Kühlung
- Liegestellung
- Kleidung öffnen
- Flüssigkeitszufuhr
Hitzekrämpfe
- Flüssigkeits- und Elektrolytverlust durch starkes Schwitzen bei körperlicher Belastung (z.B. Sport). Die Muskulatur reagiert darauf mit Krämpfen
- Symptome: Schmerzhafte Muskelkrämpfe nach sportlicher Betätigung, v.a. Arme, Beine, Unterleib
- Hilfe:
- Aktivität einstellen
- An kühlem, schattigem Ort ausruhen
- Viel trinken, am besten elektrolythaltige Getränke
- Wenn Symptome länger als eine Stunde anhalten, Arzt/Ärztin konsultieren
Hitzeödem
- Durch Belastung des Lymphsystems sammelt sich Flüssigkeit in den kleinsten Blut- und Lymphgefäßen. Durch den Überdruck wird die Flüssigkeit ins umliegende Gewebe abgegeben.
- Symptome: Ödeme (Schwellungen) in Unterschenkeln (speziell Knöchel), v.a. zu Beginn der heißen Jahreszeit
- Hilfe:
- In der Regel gehen die Schwellungen von allein zurück, wenn sich der Körper an die Hitze gewöhnt
- Wenn die Schwellung gar nicht mehr abklingt oder schlimmer wird, Arzt/Ärztin konsultieren
Hitzschlag
- Wenn Schwitzen keine Abkühlung mehr bringt, herrscht im Körper Wärmestau und die Körpertemperatur steigt sehr schnell sehr hoch (innerhalb von 10-15 Minuten auf über 40°C). Das Gehirn schwillt an (sogenanntes Hirnödem).
- Symptome: gerötete heiße trockene Haut, Übelkeit, Kopfschmerzen, Bewusstseinsveränderungen, Bewusstlosigkeit
- Hilfe:
- Sofort Rettungsdienst rufen! (112)
- Abkühlung an kühlem Ort und durch kühle Umschläge
Sonnenstich
- Reizung der Hirnhäute durch lange Sonneneinstrahlung, in schweren Fällen auch Hirnschwellung (Hirnödem)
- Symptome: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, geröteter Kopf, manchmal Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle
- Hilfe:
- Schatten aufsuchen
- Kopf und Oberkörper leicht erhöhen
- Viel trinken
- Abkühlung mit kalten Umschlägen
- Grundsätzliche Bewohner*innen bezogenen Interventionen:
Extreme Hitze meiden
- Aktivitäten im Freien, insbesondere körperlich anstrengende, wenn möglich auf morgens oder abends verlegen
- Der Tagesablauf und die Angebote werden der Hitze angepasst
- Direkte Sonne vermeiden
- Spaziergänge am besten im Wald, Park oder in Wassernähe
Körperkühlung
- Luftige, helle Kleidung (am besten aus Naturfasern) und Kopfbedeckung tragen. Zusätzlich mit Sonnencreme vor UV-Strahlung schützen!
- Kühle Dusche oder Fuß-, Arm-, Ganzkörperbad
(Nicht zu kalt! Sonst sind Kreislaufprobleme und übermäßiges Schwitzen die Folge, da der Blutdruck steigt) - Alle Bewohner*innen, insbesondere immobile Bewohner*innen werden mehrmals täglich und zur Nacht mit einem nassen Waschlappen abgewaschen, Haut wird abgetupft.
- Kühlende Lotionen oder Sprays verwenden
- Luftbewegung erzeugen mit Fächer oder Ventilator
(Ventilatoren nur bis ca. 35°C einsetzen! Die Luft kann dann den Körper nicht mehr kühlen, sondern kann sogar die Überhitzung fördern) - Es wird leichte Bettwäsche, bzw. nur ein Laken/Kissenbezug verwendet, die Anzahl der Kissen sollte so gering wie möglich gehalten werden.
Ess- und Trinkgewohnheiten anpassen
- Leichte, kühlende Mahlzeiten (z.B. kalte Suppen, Salate) und Lebensmittel mit hohem Wasseranteil (z.B. Obst, Gemüse) verzehren
- Auf eiweißreiche Lebensmittel eher verzichten (z.B. Fleisch, Hülsenfrüchte)
- Ausreichend trinken: Etwa 2 bis 3 Liter am Tag, am besten lauwarmes/kühles (nicht kaltes!) Wasser, ungesüßte, gekühlte Tees und Saftschorlen. Auch ohne Durstgefühl etwas trinken, z.B. stündlich ein Glas
- Bei Bewohner*innen die wenig trinken sind Einfuhrpläne anzulegen
- Auf Alkohol, koffeinhaltige Getränke wie Kaffee und stark zuckerhaltige Getränke verzichten – Zucker entzieht dem Körper Wasser, Alkohol und koffeinhaltige Getränke belasten den Kreislauf!
- Ausreichend Mineralstoffe zu sich nehmen, um den Verlust durch das Schwitzen auszugleichen
- Medikamenteneinnahme mit Arzt/Ärztin besprechen:
- Manche Medikamente beeinflussen den Wärme- und Flüssigkeitshaushalt. Setzen Sie Medikamente nicht eigenhändig ab, sondern besprechen Sie die Einnahme mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin! Einige Medikamente wie blutdrucksenkende Mittel, ACE-Hemmer oder Diuretika können bei Hitze eine veränderte Wirkung zeigen. Diese sollten bei hohen Temperaturen niedriger dosiert werden.
- Organisatorische Maßnahmen
Wohnraumkühlung
- Tagsüber Fensterläden, Jalousien und Rollläden zur Verdunklung nutzen
- Fenster in den heißen Stunden geschlossen halten
- Lüften nur, wenn die Außentemperatur niedriger als die Innentemperatur ist (z.B. nachts, frühmorgens), dann am besten Durchzug erzeugen
- Verdunstungskühlung mit Hilfe von nassen Tüchern oder Schüsseln mit kaltem Wasser nutzen
(Funktioniert nur, wenn es nicht zu schwül im Raum ist – sonst kurz stoßlüften!) - So wenig elektrische Geräte und Lichtquellen wie möglich nutzen – diese produzieren Wärme!
- Teppiche speichern Wärme, daher, wenn möglich wegräumen
- Am besten im kühlsten Raum der Wohnung schlafen
- Mobile Klimaanlagen aufstellen.