1. Präambel
2. Ziele
3. Regelungen
Präambel
Hygiene in der Pflege bietet Schutz vor Infektionen. Hygienemaßnahmen wie etwa das Waschen und Desinfizieren der Hände sollen die Übertragung von Keimen verhindern. Diese Maßnahmen sind in allen Bereichen der Pflege sinnvoll.
Hygiene umfasst das Erkennen aller Faktoren, die die Gesundheit eines einzelnen Menschen oder der Gesellschaft beeinflussen. Solche schädlichen Einflüsse sind zum Beispiel bestimmte Viren und Bakterien.
Zur Aufgabe der Pflege gehört es, die Gesundheit des Menschen wiederherzustellen und zu erhalten und Risiken abzuwenden.
Sowohl auf der menschlichen Haut wie auch auf jeder unbelebten Oberflächen können Krankheitserreger unterschiedlich lange überleben und über die Hände an einen anderen Ort transportiert werden.
Die Händedesinfektion ist ein einfacher, aber sehr effektiver Weg, die Ausbreitung von Krankheitserregern zu reduzieren. Bewohner*innen haben täglich mit Pflegenden, Physiotherapeuten, Praktikanten, Service- und Reinigungskräften oder Angehörigen Kontakt, welche wiederum mit anderen Bewohner*innen in Kontakt treten.
Eine nicht oder mangelhaft durchgeführte Händedesinfektion kann zu einer großflächigen Verteilung eines Erregers führen.
Ziele:
- Alle Mitarbeiter*innen kenne dieses Verfahren
- Eine Ausbreitung von Erregern ist vermieden
- Eine Infektion der Bewohner*innen ist vermieden
- Alle Mitarbeiter*innen sind geschützt
Regelungen:
Händewaschen
Händewaschen tötet deutlich weniger Keime ab als eine Händedesinfektion und strapaziert die Haut. Es sollte deswegen auf ein Minimum reduziert werden. Eine Händewaschung ist nötig:
- vor Arbeitsbeginn
- bei sichtbarer Verschmutzung
- nach Arbeitsende
Hygienische Händedesinfektion
Die Händedesinfektion dient dem Schutz des Patienten vor der Besiedlung mit Krankheitserregern.
- vor Patientenkontakt
- vor aseptischen Tätigkeiten
- nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material
- nach Patientenkontakt
- nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung
Typische Situationen mit Indikationen für die hygienische Händedesinfektion |
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Indikation |
Beispielsituationen |
Erläuterung |
Kommentar |
VOR direktem Patientenkontakt |
Patient waschen, Puls und Blutdruck messen, auskultieren, palpieren, Physiotherapie usw. |
Unmittelbar vor dem direkten Patientenkontakt |
Direkter Patientenkontakt ist immer als Kontakt mit Haut, Schleimhäuten oder Wunden definiert |
VOR aseptischen Tätigkeiten |
Vor jedem Kontakt mit nicht intakter Haut und Wunden, zwischen Entfernen des alten und Anlegen des neuen Verbands, Injektionen und Punktionen, Konnektion/ Diskonnektion geschlossener Systeme (Gefäßkatheter-, Drainage- oder Beatmungssysteme), Vorbereiten von Parenteralia, Kontakt mit Schleimhäuten z. B. Mund- und Zahnpflege, Zubereiten und Verabreichen von Sondennahrung |
Vor jeder Manipulation an Devices, falls Handschuhe getragen wer- den, Desinfektion der behandschuhten Hand Wechsel von besiedelten/unreinen zu nicht besiedelten/reinen Bereichen |
Manipulation immer im Sinn von Diskonnektion bzw. Eröffnen geschlossener Systeme z. B. vom Urogenitalbereich zur Mundschleimhaut |
NACH Kontakt mit potentiell infektiösem Material (Körperflüssigkeiten usw.) |
Nach Kontakt mit Schleimhäuten, Aspiration von und Umgang mit Blut und jeder Art von Sekreten, Wundversorgung, Entfernen von Verbänden, Anlage/Absaugen und Entfernen von endotrachealen Tuben usw. |
Nach dem Ausziehen der Hand- schuhe, nach Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Schleimhäuten, nicht intakter Haut oder Wundverbänden, Wechsel von besiedelten zu nicht besiedelten Körperbereichen |
Waschen in der Urogenitalregion oder Entsorgung kontaminierter Wäsche kann in diese Indikationsgruppe eingruppiert werden |
NACH direktem Patientenkontakt |
Patienten waschen, Puls und Blutdruck messen, auskultieren, palpieren, Physiotherapie |
Unmittelbar nach dem direktem Patientenkontakt |
Haut-, Schleimhaut- oder Wund- kontakt |
NACH Kontakt mit der direkten Patientenumgebung |
Wechsel der Bettwäsche, Einstellen der Tropfgeschwindigkeit am Infusionssystem, Kontakt zu Monitoren, Rechnern und Medizingeräten, Kontakt zum Bett und Nachtschrank sowie mit persönlichen Gegenständen des Patienten |
Kontakt mit Oberflächen und Ge- genständen in der unmittelbaren Patientenumgebung |
Dazu gehören auch das Beatmungsgerät und für die Dauer der Dialyse das Dialysegerät |
Durchführung:
Hautpflege
Bereits in kleinsten Rissen der Haut können sich Keime ansiedeln, wodurch sich die Haut nicht mehr sicher desinfizieren lässt. Deswegen ist die Hautpflege mit Hautschutzpräparaten ein wichtiger Bestandteil der Händehygiene. Sie sollte erfolgen:
- vor Arbeitsbeginn
- nach dem Händewaschen
- vor Arbeitspausen
- nach Arbeitsende
Das Tragen von keimarmen Handschuhen verhindert nicht die Übertragung von Krankheitserregern auf andere Personen und ersetzt nicht die Händedesinfektion. Die indizierten Händedesinfektionen müssen Sie immer durchführen.
Schutzhandschuhe
Keimarme Handschuhe verringern die Keimlast auf den Händen des medizinischen Personals und reduzieren das Risiko einer Kolonisation oder Infektion dieser Personen. Sie dienen somit dem Schutz des Personals. Indikationen Sie sind anzulegen bei vorhersehbarem oder wahrscheinlichem Erregerkontakt und bei möglicher Verunreinigung mit Körperausscheidungen, Sekreten und Exkreten.
Beispiele:
- Blutentnahmen
- Entfernen von Drainagen, Verbänden und andere kontaminierte Materialien
- endotracheales Absaugen
- Tracheostomapflege
- Umgang mit Beatmungsschläuchen
- Pflege von inkontinenten Patienten
- Pflege von MRSA-Infizierten Patienten
Nach Beendigung dieser Tätigkeiten sind die Handschuhe abzulegen und eine hygienische Händedesinfektion ist durchzuführen. Bei der Pflege eines Patienten müssen Sie die Handschuhe wechseln, wenn Sie von einem kontaminierten zu einem nicht kontaminierten Bereich dieses Patienten oder seiner Umgebung wechseln.
Zu häufiges oder zu langes Tragen von Handschuhen führt zu Hautschäden. Handschuhe nur anlegen, wenn eine Indikation besteht.
Nicht indiziert ist das Tragen von Handschuhen, wenn ein Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten nicht zu erwarten ist.
Beispiele:
- direkter Patientenkontakt: Blutdruck, Temperatur und Puls messen, s.c.- und i.m.-Injektionen, Baden und Anziehen eines Patienten, Patiententransport, Augen- und Ohrenpflege (ohne Sekret), Manipulationen an Gefäßzugängen ohne Blutaustritt
- indirekter Patientenkontakt: orale Medikation verabreichen, Essenstabletts verteilen/abräumen, Patientenbett beziehen, nicht invasives Beatmungszubehör und Sauerstoffsonde bereitstellen