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Pflege - PEG Versorgung und Medikamentengabe

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1. Definition
2. Ziele
3. Materialien
4. Durchführung / Prozess
4.1. Bei bestehender PEG Anlage
4.2. Bei Neuanlage einer PEG in den ersten 10 Tagen
4.3. Bei Neuanlage einer PEG in den ersten 7 - 10 Tagen
4.4. Sondenernährung
5. Medikamentengabe
6. Dokumentation
 


 

1. Definition

Die perkutane endoskopische Gastroenterostomie (PEG) ist eine durch die Bauchhaut (perkutan) mit Hilfe einer Gastroskopie (endoskopisch) angelegte Ernährungssonde direkt in den Magen. Bei der Versorgung von Stomata muss zwischen frischen und abgeheilten Stomawunden unterschieden werden. Maßnahmen an frischen Wunden erfolgen im Krankenhaus unter aseptischen Bedingungen, d. h. mit sterilen Instrumenten, sterilem Verbandmaterial und mit Non-touch-Technik.
In diesem Standard wird das Vorgehen bei Bewohnern beschrieben, die nicht mehr in der Lage sind, die Versorgung selbständig durchzuführen. Wenn die Wunde vollständig abgeheilt und reizlos ist, kann nach Rücksprache mit dem Arzt vollständig auf einen Verband verzichtet werden. Der Verbandswechsel erfolgt im Rahmen der morgendlichen Grundpflege, alle zwei Tage oder je nach Verordnung.

 

2. Ziele

  • Alle betroffenen Bewohner werden nach dem aktuellen pflegewissenschaftlichen Wissen versorgt.
  • Die notwendigen hygienischen Vorschriften werden eingehalten.
  • Komplikationen sind minimiert.
  • Entzündungen sind vermieden

 

3. Materialien

  • Händedesinfektionsmittel
  • Handschuhe
  • Octenisept bei Bedarf
  • ggf. sterile Pinzette, über PDL gesondert zu beziehen
  • Schlitzkompresse, ggf. steril
  • Kompressen, ggf. steril, über PDL gesondert zu beziehen
  • Fixierpflaster, Schere
  • Abwurf
  • bei infizierter Einstichstelle sind ggf.  Wundspüllösung, spezielles Wunddesinfektionsmittel oder Salbe nach ärztlicher Anordnung notwendig.

 

4. Durchführung / Prozess / Link PDF
 

4.1. Bei bestehender PEG Anlage

Nach Abheilung der Stomawunde ist die sorgfältige Pflege der Haut um das Stoma zur Vermeidung von Hautirritationen und nachfolgender Infektion erforderlich. Zur Reinigung werden feuchte Kompressen mit einer pH-neutralen Waschlösung verwendet. Von einer täglichen Desinfektion ist aufgrund von Bildung von Mykosen und Ekzeme abzuraten. Die Stomaversorgung erfolgt durch eine Pflegefachkraft. Die pflegerische Versorgung erfolgt nach vorheriger Händedesinfektion und unter Tragen von Einmalhandschuhen.

Prozess:

  1. Bewohner informieren
  2. Liegeposition
  3. Händedesinfektion/Handschuhe anziehen
  4. Halteplatte lösen
  5. Hautumgebung reinigen
  6. Sonde bewegen
  7. Halteplatte anbringen

 

4.2. Bei Neuanlage einer PEG in den ersten 10 Tagen

Wurde eine PEG-Sonde neu angelegt, muss in den ersten 1 bis ca. 10 Tagen nach Anlage täglich ein steriler Verbandswechsel erfolgen. Vor Durchführung des Verbandswechsels ist eine hygienische Händedesinfektion erforderlich, es sollten Einmalhandschuhe getragen werden. Zur Vermeidung einer lokalen Wundinfektion muss für trockene und keimarme Wundverhältnisse gesorgt werden. Von zu intensiver Wundpflege mit täglicher Desinfektion der Einstichstelle oder gar Applikation von Salben ist abzuraten, um Mykosen und Ekzeme der Bauchhaut zu vermeiden. Die Pflege der äußeren Haut kann mit Wasser und milder Seife erfolgen. Die Sondeneintrittsstelle muss vollkommen trocken sein, bevor ein neuer Verband angelegt wird, da eine feuchte Kammer eine lokale Infektionsentstehung begünstigt.

 

4.3. Bei Neuanlage einer PEG in den ersten 7 - 10 Tagen

Nach initialer Wundheilung, die meistens 7–10 Tage nach Neuanlage abgeschlossen ist, genügen Verbandswechsel in 2- bis 3-tägigen Abständen. Nach vollständiger Abheilung und Granulation des Stomakanals, etwa 2–4 Wochen nach Neuanlage, ist ein Verband nicht zwingend erforderlich, wenn sorgsame Pflege und kritischer Umgang mit dem Sondensystem gewährleistet sind. Bei einigen Bewohnern kann ein Verband zum Schutz der Sonde sinnvoll sein. Hier dient der Verband vor dem herausziehen der Sonde aus dem Magen.

Prozess

Maßnahme

Bewohner informieren

Es muss nach Schmerzen im Zusammenhang mit der PEG gefragt werden. Hierbei ist der Standard Schmerzmanagement zu berücksichtigen.

hygienische Händedesinfektion

Hierbei ist der Hygiene Standard zu berücksichtigen.

Materialvorbereitung

Es ist auf eine geeignete und saubere Abstellfläche zu achten.

Liegeposition

Empfehlenswert ist eine flache Rückenlage. Eine Versorgung kann auch in Sitzender Position erfolgen.

Sonde ggf. diskonnektieren

Bei der pflegerischen Versorgung ist keine Sondenkost zu verabreichen. Die Gabe von Wasser oder Sondenkost ist eine halbe Stunde vor der Versorgung zu beenden.

Handschuhe anziehen

 

Verband entfernen

Der alte Verband ist vorsichtig zu entfernen (ohne Zug auf die Sonde), ggf. ist es notwendig diese zu befeuchten. Auf Einsatz von Desinfektionsmittel ist zu verzichten.

Inspektion der Sonden-austrittsstelle

Es ist auf Entzündungszeichen (Rötung, Schwellung, Wärme) und andere Auffälligkeiten (Sekrektbildung, Hypergranulation)  zu achten ggf. ist der Hausarzt zu informieren.

Reinigung der Sonde und Halteplatte

Desinfektion der Halteplatte und des körpernahen Teils der Sonde.

Reinigung der Einstichstelle

Die Einstichstelle ist mit Wasser und milder Seife zu reinigen. Vor Anlage eines Verbandes muss die Haut vollständig trocken sein, um eine „Feuchte Kammer“ zu vermeiden. Desinfektionsmittel wie Octenisept ist nur nach ärztlicher Anweisung bei infizierten Wunden zu nutzen.

Handschuhe erneuern

Ggf. ist eine weitere Händedesinfektion notwendig.

Einstichstelle verbinden

  • Schlitzkompresse um die Sonde auf die Austrittsstelle legen
  • Halteplatte auf Schlitzkompresse zurückschieben, Sonde hineinlegen und befestigen (Markierung beachten) mit steriler Kompresse abdecken und mit Stretchpflaster fixieren.

 

Video Anleitung

 

4.4. Sondenernährung

Sondennahrung stellt für viele Mikroorganismen ein gutes Nährmedium dar. Daher ist eine hygienische Händedesinfektion vor Verabreichung der Nahrung bzw. vor Spülen der Sonden erforderlich. Generell sollte eine raumtemperierte Sondenkost verwendet werden, d. h., kommerziell erhältliche Sondennahrung sollte nicht im Kühlschrank, sondern bei Raumtemperatur gelagert werden. Im Einzelfall sind Abweichungen möglich. Wenn eine warme Sondennahrung gewünscht wird, kann diese – bei Glasflaschen – statt in einem Wasserbad besser langsam in der Mikrowelle bis max. 40°C erwärmt werden. Sie ist dann jedoch innerhalb von 4–5 Stunden zu applizieren. Angebrochene Sondenkostflaschen sollten im Kühlschrank gelagert und Reste spätestens nach 24 Stunden verworfen werden. Bei pumpengesteuerter Applikation mit niedriger Laufrate kann kühlschrankkalte Sondennahrung verwendet werden, da diese sich zwischenzeitlich im Überleitsystem an die Raumtemperatur anpasst.

Zur intermittierenden Nahrungsgabe soll entweder eine neue oder eine sachgerecht aufbereitete Spritze verwendet werden, da verbliebene Nahrungsreste ein gutes Nährmedium für Mikroorganismen darstellen. Plastikbeutel mit angeschweißtem Überleitungssystem sollten spätestens nach 24 Stunden verworfen werden. Bei Personen, die bettlägerig sind und auf flüssige oder pürierte Kost und/oder aufgrund geistiger oder funktioneller Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme auf fremde Hilfe angewiesen sind, muss durch entsprechende Verhaltensweisen bzw. pflegerische Maßnahmen eine (Mikro-) Aspiration von Nahrung verhindert werden. Hierbei ist besonders auf die Körperlage der Bewohner zu achten. Eine leichte Oberkörperhochlage bei Gabe von Sondenkost ist erforderlich.

Ebenso soll Wasser, das zur Zubereitung von Tee oder Instanttee dient, zuvor abgekocht werden. Schüttelbecher, Messlöffel etc. sind bei erneutem Gebrauch mit geeigneten Verfahren (z. B. Geschirrspülmaschinen bei Temperatur >60°C oder in Reinigungs-Desinfektions-Geräten) thermisch desinfizierend aufzubereiten. Nach jeder Nahrungsgabe muss die PEG-Sonde mit zuvor frisch zubereitetem (kochendes Wasser verwenden) und auf Körpertemperatur abgekühltem Tee oder abgekochtem und abgekühltem Wasser durchgespült werden, um eine Verstopfung der Sonde zu verhindern. Früchtetee und schwarzer Tee führen zur Ausflockung von Nahrungsresten und sollten daher nicht verwendet werden. Die Gabe von Sondenkost und Flüssigkeit kann auch durch eingewiesene Mitarbeiter in der Pflege (nicht Fachkräfte) erfolgen. Die Pflegefachkraft muss sich davon überzeugt haben, dass der Pflegemitarbeiter die fachlichen Voraussetzungen erfüllt, um diese Tätigkeit zu übernehmen.

5. Medikamentengabe

Link Video

Menschen mit einer Ernährungssonde benötigen häufig viele Medikamente. Da die orale Einnahme vor allem von Tabletten bei Betroffenen meist nicht mehr möglich ist, stellt die Verabreichung über die Ernährungssonde eine gute Lösung dar. 

Und die Medikamentengabe über die PEG-Sonde erscheint einfach: Alle notwendigen Arzneien mit einem Tablettenmörser schnell und unkompliziert zerkleinern, in Wasser auflösen und mit einer Spritze über die Ernährungssonde verabreichen. Doch der Schein trügt. Nicht alle Medikamente eignen sich für die Verabreichung über eine Sonde, da es durch das Zerkleinern zu einer Überdosierung oder zu Nebenwirkungen kommen kann. So gibt es beispielsweise Arzneien mit verzögerter Wirkstofffreisetzung. Werden diese zermahlen und über die Sonde verabreicht, ist eine verzögerte Wirkstofffreisetzung nicht mehr gegeben und das kann zu gefährlichen Nebenwirkungen führen. Durch das Mischen von Medikamenten beim Zerkleinern und Verabreichen entstehen zudem gesundheitsgefährdende Medikamentencocktails. Darüber hinaus kann eine falsche Verarbeitung von Tabletten, wie z.B. ein nicht ausreichendes Zermahlen, schnell zu einer Verstopfung der Magen- oder Dünndarmsonde führen. 

Bevor eine Arzneimittelgabe über die Ernährungssonde erfolgt, sind folgende wichtige Aspekte zu berücksichtigen. 

  • Medikation überprüfen: Die Medikamentengabe über die Sonde sollte auf das Notwendigste beschränkt werden. Mit dem behandelnden Arzt ist der aktuelle Medikamentenplan zu überprüfen und zu klären, ob alle Arzneimittel derzeit benötigt werden.
  • Orale Einnahme in Betracht ziehen: Können Medikamente noch geschluckt werden, dann sollten diese Form der Verabreichung bei der Gabe über die Ernährungssonde vorgezogen werden. 
  • Darreichungsform verändern: Da nicht alle festen Arzneien für die Gabe über die PEG-Sonde geeignet sind, ist mit dem behandelnden Arzt oder Apotheker zu überprüfen, ob es die verordneten Medikamente auch in flüssiger Form, z.B. als Säfte oder Tropfen, oder auch als Zäpfchen bzw. Wirkstoffpflaster für die Haut gibt.
  • Lage der Sonde berücksichtigen: Ernährungssonden können im Magen oder Dünndarm liegen. Der pH-Wert und das Resorptionsverhalten sind im Magen und Darm jedoch sehr unterschiedlich. Während im Magen saures Milieu herrscht, ist der pH-Wert im Darm eher neutral bis alkalisch. Säureempfindliche Arzneien sollten daher bei Verabreichung in den Magen nicht geteilt werden. Eine Verabreichung in den Dünndarm ist hingegen möglich.
  • Dosisanpassung bedenken: Werden Arzneien auf eine andere Darreichungsform umgestellt, kann es sein, dass die Dosierung angepasst werden muss. 
  • Medikamente zerkleinern: Besteht bei Tabletten nicht die Möglichkeit auf alternative Darreichungsformen auszuweichen, ist mit dem Arzt oder Apotheker abzuklären, ob die Arzneien zerkleinern werden dürfen ohne dass es zu einer veränderten Wirkweise oder sogar zu einem Wirkverlust kommt.
  • Einnahmezeitpunkt beachten: Manche Medikamente benötigen einen definierten Abstand zum Essen. Dieser Einnahmezeitpunkt sollte auch bei der Verabreichung von Sondennahrung berücksichtigt werden, wie z.B. die Gabe von Schilddrüsenhormonen vor der Sondenernährung auf nüchternen Magen.
  • Arzneien verabreichen: Verabreichen Sie die Arzneien stets getrennt von der Sondennahrung, da dies sonst zu einer Verstopfung der PEG-Sonde führen kann. Jedes Medikament sollte einzeln verabreichen werden, um die Wirkweise sicherzustellen und einen Medikamentencocktail zu mit unvorhersehbaren gesundheitlichen Folgen zu vermeiden.
  • Verstopfungen der Sonde vermeiden: Zwischen der Verabreichung der einzelnen Medikamente sowie nach der Beendigung der gesamten Medikamentengabe sollte die Sonde gut gespült werden, so dass keine Medikamentenreste in der Sonde verbleiben und diese verstopfen können. 

Ernährungssonden gibt es in vielen unterschiedlichen Größen und somit auch mit sehr unterschiedlichem Innendurchmesser. Vor allem mehrlumige Sonden, Dünndarmsonden mit ≤ 9 Charrière (CH) sind besonders anfällig für eine Sondenverstopfung (Okklusion). Arzneien müssen hier mit besonderer Sorgfalt zerkleinert werden und das Spülen besonders gründlich erfolgen, um einen unnötigen Tausch der Ernährungssonde durch eine Sondenokklusion zu vermeiden. 

Um Arzneien über die Sonde verabreichen zu können, müssen diese in sondengängiger Form vorliegen. Nicht alle Medikamente dürfen jedoch für die Sondengabe zerkleinert und aufgelöst werden. Nicht immer sind Informationen zur Sondengängigkeit in den Beipackzetteln der Arzneimittel zu finden. Deshalb sollten Sie zusammen mit dem behandelnden Arzt oder Apotheker jedes einzelne Arzneimittel auf seine Eignung zur Sondengabe prüfen. .

 

Broschüre Medikamentengabe als Arbeitsanweisung

 

Vorbereitung der Medikamente für die Sondengabe

Je dünner der Innendurchmesser einer Ernährungssonde ist, desto sorgfältiger müssen Medikamente für die Verabreichung vorbereitet werden, damit es nicht zu einer Verstopfung kommt.  

Brausetabletten

Brausetabletten und Granulate können in hochkonzentrierter Form die Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt angreifen. Deshalb sollten Brausetabletten in 50 ml Wasser auflösen werden. Meist entsteht beim Auflösen von Brausetabletten Kohlensäure. Daher ist es sinnvoll die Lösung vor der Verabreichung mit einem Löffel kurz umzurühren. So kann die entstandene Kohlensäure entweichen. Anschließend kann die Arznei mit einer  Spritze über die Ernährungssonde verabreichen werden. 

Wichtig: Es sollten keine Reste im Glas und der Spritze zurückbleiben, um die korrekte Dosierung und somit die Wirkung sicherzustellen. 

Tropfen, Suspensionen und Sirup

Vor der Verabreichung von flüssigen Arzneimitteln sollten deren pH-Wert, die Osmolalität sowie den Sorbitgehalt berücksichtigen. Dazu kann eine Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker notwendig sein.

Osmolalität: Eine zu hohe Osmolalität kann unverdünnt zu Unverträglichkeiten, wie Unwohlsein, Erbrechen oder Durchfällen, sowie zu Reizungen des Magen-Darm-Traktes führen.

Sorbitgehalt: Ein zu hoher Sorbit-Gehalt kann ebenfalls gastrointestinale Beschwerden, wie Durchfälle, verursachen. Zudem kann Sondennahrung bei Kontakt mit diesen Arzneien gerinnen und so eine Verstopfung nach sich ziehen.    

PH-Wert: Manche Arzneien können einen sehr sauren pH-Wert aufweisen und dadurch zu Schleimhautreizungen im Magen-Darm-Trakt führen.

Für die Verabreichung von Tropfen sollten diese mit frischem Trinkwasser oder stillem Mineralwasser 1:1 gemischt werden, bevor diese über die Sonde geben werden. 

Sirup und Suspensionen enthalten schwerlösliche Teilchen, die in Flüssigkeit aufgeschwämmt werden. Daher sollte zunächst gut geschüttelt werden, um Flüssigkeit und Partikel wieder gut zu vermischen. Anschließend wird der Sirup und Flüssigkeiten ebenfalls 1:1 mit Wasser gemischt und mit einer Spritze verabreicht. 

Abschließend sollten Sie die Ernährungssonde gut durchspülen.

Tabletten

Der Wirkstoff von Tabletten wird an unterschiedlichen Stellen freigesetzt. So gibt es Arzneien, die über die Mundschleimhaut aufgenommen werden, andere lösen sich im Magen durch die Salzsäure auf. Daher gibt es Medikamente in unterschiedlichen Darreichungsformen, wie z.B. Tabletten, Filmtabletten, Sublingualtabletten, Hart- und Weichgelatinekapsel oder Retard-Tabletten.  

Tabletten werden für die Verabreichung über die Ernährungssonde gemörsert, also in ein feines Pulver zermahlen. Nicht alle Tabletten sind jedoch für das Zerkleinern geeignet. Daher sollten vorab mit einem Arzt oder Apotheker abgeklärt werden, ob das Präparat hierfür geeignet ist. 

Tabletten sollten immer einzeln gemörsert und anschließend in 15-30 ml Wasser aufgelöst werden. Die aufgelöste Tablette kann anschließend mit einer Spritze aufgezogen und über die Sonde appliziert werden. Abschließend sollte die Sonde mit 5-10 ml Wasser gespült werden, bevor bei Bedarf weitere Tabletten appliziert werden.

Sublingual-Tabletten dürfen nicht zerkleinert werden, da die Wirkstofffreisetzung über die Mundschleimhaut erfolgt. Bei Verabreichung über die Sonden in den Magen kann der Wirkstoff daher nicht ausreichend resorbiert werden und wird zu schnell abgebaut.

Filmtabletten besitzen einen Filmüberzug, der meist zum Schutz vor Feuchtigkeit, Luftsauerstoff oder Licht schützen soll. Um die Wirkung hier nicht zu beeinflussen, muss das Pulvergemisch nach dem Zerkleinern rasch verabreicht werden.  

Schützt der Filmüberzug den Wirkstoff vor dem Einwirken von Magensäure, ist die Filmtablette nicht für eine Verabreichung über eine Magensonde geeignet.

Soweit die Filmtabletten für die Gabe über die Ernährungssonde geeignet sind, werden diese mit einem Tablettenmörser zunächst zerkleinert. Falls sich der Filmüberzug nicht ausreichend zermahlen lässt, sollte ggf. die Filmhülle mit einer Pinzette entfernt werden, um eine Verstopfung zu vermeiden. Zudem kann der Filmüberzug beim Mischen mit Wasser aufquellen und es besteht vor allem bei Dünndarmsonden mit geringem Innendurchmesser die Gefahr einer Sondenokklusion. Nach dem Mörsern wird die Pulvermischung ebenfalls in 15-30 ml Wasser aufgelöst und mit einer Spritze über die Sonde verabreicht.

Magensaftresistente Tabletten

Magensaftresistente Tabletten haben einen Überzug, der nicht zerstört werden darf. Dieser Überzug schützt den Wirkstoff vor dem sauren Magensaft, da dieser bei Kontakt mit Magensäure inaktiv werden würde. Im Darm löst sich der Überzug dann auf und der Wirkstoff kann unbeschadet zu seinem Wirkort gelangen. Deshalb sollten diese Arzneiformen nicht für die Gabe über die Sonde zerkleinert werden. Meist ist die Umstellung auf ein Alternativ-Medikament notwendig.

Während die Gabe von magensaftresistenten Tabletten über eine Magensonde problematisch ist, ist die Verabreichung über eine Dünndarmsonde möglich.  

Manche magensaftresistente Tabletten besitzen eine innovative Galenik, bei der sich der Überzug auflösen lässt. Dies ist mit dem Arzt oder Apotheker zu besprechen. Diese Tabletten können zu einer Suspension aufgelöst werden. Geben Sie hierzu die Tablette in eine Spritze > 20 ml, schieben Sie den Kolben bis auf 5 ml hinein und ziehen Sie etwas 20 – 25 ml Apfelsaft oder Wasser auf. Die Tablette löst sich innerhalb von 2 - 3 Minuten zu einer milchigen Suspension auf. Die Spritze vor der Verabreichung über die Ernährungssonde gut schütteln und anschließend sorgfältig nachspülen.

Retard-Tabletten

Retard-Tabletten sind häufig mit den Begriffen „ret“ oder „long“ gekennzeichnet. Diese Arzneimittel sind mit einem Überzug versehen, der sicherstellt, dass der Wirkstoff nicht auf einmal, sondern mit zeitlicher Verzögerung freigesetzt wird. Wird dieser Überzug zerstört, wird die gesamte Wirkstoffmenge mit einem Mal freigesetzt und kann gefährliche Überdosierungen und Nebenwirkungen verursachen. 

Retard-Tabletten dürfen nicht zerkleinert werden. Meist ist die Umstellung auf ein Alternativ-Medikament notwendig. Manchmal sind auch unretardierte Arzneiformen des gleichen Wirkstoffs verfügbar. Meist ist die Dosierung des Wirkstoffes hier jedoch geringer und die Medikamente müssen somit in kürzeren Zeitabständen verabreicht werden. 

Kapseln

Bei Kapseln unterscheidet man zwischen Hart- und Weichgelatinekapseln. Generell sind Kapseln nur bedingt für die Verabreichung über eine PEG-Sonde oder Dünndarmsonde geeignet. 

Hartgelatinekapseln enthalten im Inneren meist Pulver oder Pellets. Für die Verabreichung sollten Kapseln, falls dies nötig und erlaubt ist, geöffnet und der Kapselinhalt je nach Teilchengröße gemörsert und in 15-30 ml Wasser aufgelöst werden.

Achtung: Bei manchen Kapsel sorgt die Kapselhülle für eine verzögerte Wirkstofffreigabe oder hat eine magensaftresistente Wirkung. Auch die Pellets im Inneren der Kapsel können magensaftresistent überzogen sein, um die Freisetzung des Wirkstoffs zu verzögern. Bei Zerkleinerung geht dieser Effekt verloren. Sind die Pellets sehr klein, können diese ggf. als Ganzes über die Sonde verabreicht werden. Das Risiko einer Verstopfung ist hierbei jedoch sehr hoch.

Weichgelatinekapsel sind zur Gabe über eine Ernährungssonde noch weniger geeignet als Hartgelatinekapseln. Der flüssige, ölige Inhalt der Kapseln kann entweder mit einer Spritze aufgezogen werden. Alternativ können die Kapseln aufschlitzt oder angestochen und der Inhalt herausdrückt oder -kratzt und mit Wasser verdünnt verabreicht werden. Bei diesen Methoden ist jedoch die Dosierungenauigkeit zu berücksichtigen, da der Wirkstoff meist nicht gänzlich aus der Kapsel entnommen werden kann. 

Darüber hinaus kann versucht werden, die Kapsel in warmen Wasser aufzulösen, was allerdings sehr zeitaufwendig ist und bis zu einer Stunde dauern kann. Alle aufgezeigten Möglichkeiten sind nur bedingt empfehlenswert und sollten nur bei fehlenden alternativen Darreichungsformen eingesetzt werden. 

Medikamentengabe über die Ernährungssonde: Durchführung

Materialien für die Verabreichung:

  • einen Tablettenmörser,
  • die zu verabreichenden Medikamente,
  • eine 20 ml Spritze zum Spülen der Sonde und zum Verabreichen der Arzneien,
  • ein Behältnis zum Auflösen der Medikamente sowie einen Löffel
  • frisches Leitungswasser mit Trinkwasserqualität bzw. Trinkwasser oder stilles Mineralwasser zum Spülen der Sonde
  • und Händedesinfektionsmittel.

Vorgehen bei der Gabe der Medikamente über die PEG-Sonde

  • Hände gründlich mit Seife waschen, abtrocknen und anschließend desinfizieren,
  • Verabreichung der Sondennahrung pausieren,
  • Ernährungssonde mit 20-40 ml Spülflüssigkeit spülen, 
  • Medikamente für die Verabreichung sondengängig machen. Wichtig: Jede Arznei muss einzeln zerkleinert und aufgelöst bzw. verdünnt, mit einer Spritze separat aufgezogen und getrennt voneinander verabreicht werden.
  • vorbereitete Medikamentenspritze mit der Ernährungssonde verbinden,
  • Ritsch-Ratsch-Klemme öffnen,
  • Spritzeninhalt langsam verabreichen,
  • zwischen der Verabreichung der verschiedenen Medikamente die Sonde immer wieder mit 5-10 ml Wasser spülen,
  • Vorgang wiederholen, bis alle Medikamente verabreicht wurden,
  • abschließend die Sonde erneut mit 20-40 ml Wasser spülen, um eine Verstopfung zu vermeiden.

 

Ablaufschema zur Medikamentengabe

 

6. Dokumentation:

Die notwendige pflegerische PEG Versorgung ist in der Pflegeprozessplanung zu planen. Hier kann auf diesen Standard verwiesen werden. Individuelle Besonderheiten sind in der Pflegekarte/ Maßnahmenplanung zu beschreiben. Die PEG-Versorgung ist als Behandlungspflegemaßnahme ggf. als Ad-hoc Maßnahme zu dokumentieren. Eventuelle Abweichungen vom Standard sind im Pflegebericht zu notieren. Bei infizierten Wunden ist ggf. das Führen einer Wunddokumentation notwendig. Hier wird dann der weitere Wundverlauf dokumentiert. Bei Bedarf ist eine Wundexpertin hinzuzuziehen. Die genaue Verabreichung von Sondenkost ist in der Pflegekarte/ Maßnahmenplanung zu planen. Hier muss die Art der Sondenkost, die Art der Verabreichung und ggf. Vergabe-Geschwindigkeit, die Dosierung und die Flüssigkeitsgabe festgelegt sein. Es ist eine Einfuhrdokumentation zu führen.

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