1. Definition
2. Ziele
3. Risikofaktoren
4. Maßnahmen
5. Dokumentation
1. Definition
Der Begriff der Deprivation beschreibt den individuellen Umgang eines Menschen mit Verlusten. Dies spiegelt sich im Verhalten und negativ Erleben jedes Einzelnen wieder. Entscheidend ist ob ein Verlust als Mangel und/oder Entbehrung empfunden wird. Eine Deprivation kann in verschiedensten Lebensbereichen auftreten. Sie ist immer gekennzeichnet durch einen Verlust oder Entzug. Dies kann der Verlust von körperlichen Fähigkeiten, Sinnesreizen, Außenreizen, oder Zuwendung und Kontakt sein. Das sich daraus entwickelnde Erleben und Verhalten eines Bewohners kann sehr vielfältig sein.
2. Ziele
- Die Gefahr einer möglichen Deprivation ist frühzeitig erkannt.
- Der Bewohner und die Angehörigen sind über die Gefahr einer Deprivation informiert.
- Der Bewohner und die Angehörigen sind motiviert, im Rahmen ihrer Fähigkeiten aktiv an der Vermeidung einer Deprivation mitzuarbeiten.
- Das Wohlbefinden des Bewohners ist gesteigert.
- Ressourcen sind gefördert und erhalten.
- Individuelle Bedürfnisse und biographische Ansätze sind mit den ausgewählten Maßnahmen verknüpft.
- Einer Isolation des Bewohners ist vorgebeugt.
- Der Bewohner wird in seiner Persönlichkeit wertgeschätzt und akzeptiert.
3. Risikofaktoren
Mögliche Risikofaktoren einer Deprivation sind:
- Ein Heimeinzug
- Der Verlust von:
- Bezugspersonen
- vertrautem Umfeld
- Autonomie
- Zuwendung
- Sinnesreizen/Außenreizen
- Körperwahrnehmung durch Weichlagerung (z.B.WDM)
- Mobilität/Bewegungsmangel
- Isolation durch Erkrankungen, Infektionserkrankungen (MRSA, Norovirus, etc.)
Hinweise auf eine Deprivationsgefahr sind folgende Verhaltensweisen oder Lebensumstände:
- Der Bewohner hat sich nach der Eingewöhnphase (Dauer ist je nach Bewohner unterschiedlich lang) noch immer nicht eingewöhnt.
- Der Bewohner zeigt Rückzugstendenzen.
- Der Bewohner zeigt stereotype Bewegungsmuster.
- Der Bewohner zeigt vermehrt ablehnendes Verhalten bei Verrichtungen des täglichen Lebens.
- Der Bewohner schellt sehr häufig oder ruft oft.
- Der Bewohner ist bettlägrig, hat wenig oder kaum Außenkontakte und ein reizarmes Umfeld.
- Die Wahrnehmung des Bewohners ist durch eine Erkrankung gestört.
- Der Bewohner hat massive Einschränkungen der Sinnesorgane und ist nicht in der Lage, seine Umwelt real wahrzunehmen.
4. Maßnahmen
Die Maßnahmen sollen individuell geplant werden. Bekannte Vorlieben und Abneigungen finden in der Auswahl der Maßnahmen Berücksichtigung.
Mögliche Maßnahmen sind:
- die erste Phase des Heimeinzuges eng begleiten
- enge Zusammenarbeit mit dem Sozialen Dienst, Seelsorge und den Betreuungsassistenten
- dem Bewohner Zeit geben sich an die neue Lebenssituation zu gewöhnen und diese zu akzeptieren
- biografische Aspekte berücksichtigen
- Zuwendung geben (z.B. in den Arm nehmen)
- verbale Ansprache (Gespräche führen)
- individuelle Beschäftigungsangebote fördern
- Kontakte zu anderen Bewohnern unterstützen und fördern
- Sinne anregen (durch Farben, Duftlampen, Akustik, Musik, Einsatz einer Salzkristalllampe, Nutzung des Sinnesraumes, Angebot des Wohlfühlbades)
- Einreibungen
- Eigenwahrnehmung fördern (Waschungen, Berührungen, Bewegungen).
- Mobilisation
- basale Stimulation
- Lagerungen (z. B. C-Lagerungen, Nestlagerungen, Königsstuhllagerung)
- Eigenständigkeit erhalten, fördern und schützen
5. Dokumentation
Individuelle prophylaktische Maßnahmen werden in der Pflegeprozessplanung integriert und aktuelle Beobachtungen und Veränderungen im Pflegebericht dokumentiert.
Formulare:
6104-.. Checkliste Pflege – Einzug neue Bewohner