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Pflege - Mund-, Zahn- und Prothesenpflege

AHF Füreinander Miteinander

1. Definition
2. Ziele
3. Vorbereitung
4. Durchführung
5. Dokumentation


 

1. Definition

Der Mundraum des Menschen zählt zu den intimsten Bereichen des menschlichen Körpers. Hier sind viele Menschen besonders empfindsam. Daher ist eine Reinigung der Mundhöhle ohne Zustimmung des Bewohners nicht durchzuführen. Ein Abwehrverhalten bei Bewohnern mit kognitiven Störungen ist als Ablehnung zu bewerten. Es ist vielmehr notwendig das eigene Verhalten anzupassen und Möglichkeiten des Zugangs zum Bewohner zu entwickeln, um eine Mundpflege durchführen zu können.
Wir benötigen daher eine Haltung, die nicht ausschließlich die Indikation der pflegerischen Maßnahme beinhaltet, sondern die gleichwertigen Bedürfnisse, Wünsche und Ängste eines Bewohners mit einbezieht, um eine individuelle Mundpflege unter dem Aspekt der Lebensqualität durchzuführen. Durch die Integration der Angehörigen, erhalten wir kostbare Informationen, um eine individuelle Mundpflege durchführen zu können.

 

2. Ziele

  • Vermeidung von Komplikationen wie:
    • Parotitis
    • Soor
    • Stomatitis
    • Borkenbildung
    • Xerostomie (Mundtrockenheit)
  • Steigerung der Lebensqualität
  • Erhalt der Lebensqualität
  • Ermöglichen der Nahrungsaufnahme
  • Linderung von Durstgefühl (Palliativ Care)
  • Linderung von Mundtrockenheit (Palliativ Care)
  • Erhalt einer möglichst natürlichen Mundflora

 

3. Vorbereitung

Pflegeprodukte:
Mundpflegeset, Schaumstoffträger, Kompressen, Sprühflaschen, Mundgel

Bewohner

Mitarbeiter

Material

Informieren,
Sitzposition beachten, bzw. anpassen

Pflegeprozessplanung lesen

notwendige Pflegeprodukte bereitstellen

 

4. Durchführung

Alle Mitarbeiter in der Pflege führen im Rahmen der Körperpflege auch die folgende Mund, -Zahn und Prothesenpflegen durch:

 

1. Bei Bewohnern mit eigenen Zähnen

Prozess

Bemerkungen

  1. Sitzposition

Ggf. muss die Sitzhaltung korrigiert werden.

  1. Kopfhaltung

Ggf. muss die Kopfhaltung korrigiert werden. Die Kopfhaltung ist eher nach vorne geneigt. Kein Überstrecken des Kopfes nach hinten, Aspirationsgefahr

  1. Mund ausspülen

Auf Vorlieben des Bewohners achten: Wassertemperatur, Mundspüllösungen etc.

  1. Zähne putzen

1. Zahnbürste mit sanftem Druck im 45° Winkel ansetzen und die Beläge mit kleinen, kreisenden Bewegungen lösen. Nicht schrubben!

2. Dann die Beläge vom Zahnfleisch bis zur Zahnkrone abwischen. Zehnmal pro Abschnitt, immer von "Rot nach Weiß".

3. Jeder Putzabschnitt umfasst 2 bis 3 Zähne. Putzen Sie erst außen, dann innen, erst den Ober- dann den Unterkiefer.

4. Besonders sorgfältig die inneren Zahnflächen reinigen! Auch hier setzt sich Zahnbelag ab.

5. An den Innenseiten der Schneidezähne die Zahnbürste senkrecht halten. Auch hier: Erst rütteln, dann wischen!

6. Zum Schluss die Kauflächen der Backenzähne reinigen. Hier dürfen Sie schrubben.

  1. Mund ausspülen

Ggf. muss der Mundraum durch PP ausgewischt werden. Dies kann bei starken Schluckstörungen der Fall sein, oder wenn ein Bewohner die Handlung nicht mehr nachvollziehen kann.

  1. Lippenpflege

 

 

2. Bei Bewohnern mit Zahnprothese

Die Prothesen Reinigung sollte so häufig erfolgen wie das Reinigen der natürlichen Zähne. Regelmäßige Zahnarzttermine sind auch beim Tragen einer Vollprothese notwendig. Zahnprothesen müssen nach dem Herausnehmen immer im Wasser liegen.

Prozess

Bemerkungen

  1. Zahnprothese entnehmen

Um eine Oberkieferprothese herauszunehmen, legen Sie Ihren Daumen auf die Vorderzähne der Prothese und drücken dann gleichzeitig nach oben und außen in Richtung der Nase des Bewohners. Um eine Unterkieferprothese herauszunehmen, ziehen Sie langsam an Ihrer Prothese, während Sie etwas daran wackeln.

  1. Zahnprothese abspülen und abbürsten

Keine Zahncreme verwenden, diese greift den Kunststoff an. Eine gute Möglichkeit bietet das Reinigen mit einer milden Handwaschseife. Die Prothese ist immer über ein mit Wasser gefülltes Waschbecken, alternativ über einem Handtuch zu reinigen, damit sie beim Herunterfallen nicht zerbricht. Dreimal pro Woche sollte die Prothese mit speziellem Reinigungstabletten gereinigt werden. Die Zahnprothese sollte nur einige Minuten in der Lösung liegen, hierzu sind die Gebrauchshinweise zu beachten.

  1. Mund ausspülen

Auf Vorlieben des Bewohners achten: Wassertemperatur, Mundspüllösungen etc.

  1. Mundraum ausbürsten

Die Mundschleimhaut muss ebenfalls gereinigt werden. Dies kann mit einer weichen Zahnbürste erfolgen. Die Stimulation des Zahnfleisches beugt einem Abbau des Gewebes vor und verhindert Entzündungen.

  1. Mund ausspülen lassen

 

  1. Prothese einsetzen

Ob eine Zahnprothese über Nacht eingesetzt werden soll, ist mit dem behandelnden Arzt abzustimmen. Die Bedürfnisse und Gewohnheiten des Bewohners sind zu berücksichtigen. Ohne Zahnprothese eine bessere Durchblutung der Schleimhaut gewährleistet. Mit Zahnprothese ist die Kommunikation z.B. zum ND besser und der Kiefer bildet sich nicht zurück. Vorteile Nachteile abwägen….Erst Unterkieferprothese dann Oberkiefer- einsetzen.

 

3. Bei Bewohnern mit eigenen Zähnen und Prothese (Teilprothese)

Prozess

Bemerkungen

Siehe 1.+2.

Mischung aus den beiden oben beschrieben Punkten.

 

4. Bei Bewohnern ohne eigene Zähne und ohne Prothese

Die folgenden Maßnahmen betreffen häufig Bewohner die in Ihren kognitiven Fähigkeiten und Ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Gerade bei Bewohnern mit dementiellen Veränderungen ist ein behutsames Vorgehen erforderlich.

Prozess

Bemerkungen

  1. Sitzposition

 

  1. Kopfhaltung

Lagerung des Kopfes in Mittelstellung, leicht vorgebeugt, eventuell Stabilisierung des Kopfes durch Kissen oder Handtuchrolle

Bei fehlender Rumpf- und Kopfstabilität, Mundpflege in Seitenlage durchführen.

 

  1. Mundraum auswischen/ säubern

Wahrnehmungsfördernde Mundpflege:

  • Vertrauen aufbauen!
  • Kontakt halten – je nach Wahrnehmungsfähigkeit
  • innehalten bei Ablehnung
  • Gewohnheiten des Bewohners berücksichtigen
  • die Mundpflege in einen Sinnzusammenhang stellen, zum Beispiel vor der Nachtruhe

Annäherung an den Mund:

  • systematisches Ausstreichen zum Mund hin, sternförmige Berührungen
  • kreisförmiges Umfahren der Lippen
  • Finger rollt sich hinter die Lippen.
  • langsame Vorgehensweise mit kleinen Pausen; Bewohner soll wahrnehmen, was passiert
  • wenige verbale Informationen
  • Utensilien sehen, riechen, betasten lassen – je nach Wahrnehmungsfähigkeit
  • Auswahl der Materialien zur Mundpflege bedenken: Finger des Bewohners, der Pflegenden, mit einem Tupfer umhüllen
  • Zahnbürste vorsichtig einsetzen
  • Aktivitäten vom Bewohner wenn möglich selbst durchführen lassen, dazu geführte Bewegungen anbieten
  • Anfang und Ende klar definieren
  • zunächst im vorderen Bereich des Mundes arbeiten
  • Mundbereich (Wangeninnenseiten, Zahnfleisch) ausstreichen
  • nie gegen Widerstand zu tief in den Mund gehen
  • Pausen einlegen, der Bewohner kann sich erholen und schlucken
  • bei Abwehrbewegungen (Zubeißen, Kopf wegdrehen) pausieren.
  1. Lippenpflege

 

 

5. Palliative Mundpflege

Die Mundpflege ist für Palliativpatienten und sterbende Menschen von besonderer Bedeutung. Häufig Atmen schwerkranken und sterbende Menschen durch den geöffneten Mund. Dies begünstigt oft das austrocknen der Mundschleimhaut und führt meistens zu schmerzhaften Läsionen, Blasenbildung, Soor und Aphten. Viele Betroffene können ihre Bedürfnisse und Wünsche, aber auch ihre Sorgen und Ängste nicht mehr verbal äußern.

Aufgrund des Allgemeinzustands eines palliativen Bewohners ist eine gesunde Mundschleimhaut meist nicht mehr zu erreichen. Die Pflege sollte sich deswegen auf ein möglichst sensibles Vorgehen beschränken, dass die Intimsphäre besonders beachtet und auf die persönlichen Bedürfnisse eingeht.

Erfahrungen und Vorlieben des Bewohners bei Verwendung von Mundpflegemitteln sollten dabei unbedingt beachtet werden. Sie haben Vorrang vor den Kenntnissen über deren Wirkungsweisen. Damit zwischen den Bedürfnissen der Bewohner und den pflegerischen Ansprüchen des Pflegeteams keine Spannungen entstehen, muss, soweit das möglich ist, ausführlich miteinander kommuniziert werden.

Hierbei ist zu beachten das:

  • Das Verhalten und Erleben eines Bewohners zu seinen Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen immer die aktuelle Situation wieder gibt. Der Evaluationszeitraum ist hier deutlich zu verkürzen.
  • Der Bewohner selbst über das pflegerische Tun entscheidet.
  • Der Bewohner sich sicher und ernst genommen fühlt.
  • Die Mundpflege als wohltuend empfunden wird.

Allgemeine Maßnahmen:

  • Voraussetzung für die Mundpflege ist, dass der Bewohner den Mund freiwillig öffnet. Befindet sich der Bewohner in der präfinalen Phase oder einem somnolenten Zustand, ist besonders auf Mimik (Stirnfalte, verziehen der Mundwinkel, etc.), eine veränderte Atmung oder Stöhnen als Zeichen der Ablehnung der Mundpflege zu achten. Die Mundpflege ist dann auf ein regelmäßiges befeuchten der Mundschleimhaut mit einem feinen Sprühzerstäuber und die Lippenpflege zu reduzieren.
  • Zur Mundpflege gehört auch die Lippenpflege.

Borken und Beläge

Entstehung

Mögliche Maßnahmen

  • Mangelnde Mundhygiene
  • Mundtrockenheit
  • Mundatmung
  • Fehlende Kautätigkeit
  • Mit Sahne oder Öl vorsichtig abreiben oder Butter im Mund zergehen lassen
  • Mit Panthenol- Lösung einsprühen
  • Kurzzeitiger Gebrauch von Wasserstoffsuperoxid  3 %
  • Vorsichtige mechanische Reinigung
  • Getränke mit Kohlensäure

Soor oder schmerzhafter Mund

  • Eingeschränkte Mundhygiene
  • Entzündliche Prozesse
  • Bläschen und Aphtenbildung
  • Störungen des Immunsystems
  • Tumorerkrankungen
  • Therapien mit Antibiotika, Kortikoiden, Zytostatika
  • Mundspülung mit Salbeitee oder desinfizierenden Lösungen
  • Verabreichung von Lokalanästhetika in Salben-, Gel-, Lösungs- oder Lutschtablettenform
  • Soorbehandlung mit Antimykotika

 

Mundtrockenheit

  • Dehydratation
  • Verminderte Speichelsekretion
  • Medikation (Opioide, starke Schmerzmittel, etc.)
  • Mundschleimhauterkrankungen
  • Tumorerkrankungen
  • Anregung des Speichelflusses durch saure Drops oder Tees, gefrorene saure Früchte, Luftbefeuchter mit sauren Duftaromen, z.B. Zitrusfrucht-Aromen
  • Mundbefeuchtung durch Spülen oder Auswischen mit Tee oder Wasser
  • Benetzen der Mundhöhle mit Zerstäubern, je nach Geschmack Wasser, Säfte, Cola, Bier
  • Künstlicher Speichel
  • Raumluftbefeuchter

Mundgeruch

  • Unzureichende Mundhygiene
  • Infektionen im Mund- und Rachenraum
  • Erbrechen
  • Blutungen
  • Absonderung von Tumorsekret
  • Tumorzerfall
  • Regelmäßige Zahnhygiene
  • Mund Spülungen mit Tee, Mundpflegelösungen und/oder Antibiotika
  • Chlorophyll- Dragees
  • Soorbehandlung mit Mykostatika

 

5. Dokumentation

Die Mundpflege ist im Modul 4 zu planen. Die individuellen Vorlieben zur Mundpflege werden unter der Rubrik Bedürfnisse beschrieben. Im Verhalten und Erleben werden die Beobachtungen  zur Mundpflege festgehalten und evaluiert. Der Pflegeablauf zur Mundpflege wird in der Pflegekarte handlungsleitend beschrieben. Abweichungen der Pflegeprozessplanung und der Pflegekarte werden im Pflegebericht erfasst.

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